13.6.2025 (ca)
Seit jüngerer Zeit weiden auf den naturschutzrechtlichen Ausgleichsflächen für den aktuellen Bau des Medizincampus an der Uniklink acht schottische Hochlandrinder. Nun gibt es einen Disput, über den die Augsburger Allgemeine Zeitung berichtet. Im Beitrag „Adelige Rinder weiden an der Uniklinik“ vom 6.6.2025 (Ausgabe-Nr. 129, S. 31) heißt es:
mehr ...
„Die Augsburger Universitätsklinik hat neuerdings adelige Nachbarn. „Pretty“ und Twain von der Wolfzahnau“ beweiden eine rund fünf Hektar große Fläche im Schatten des Krankenhauses. Zusammen mit sechs weiteren Schottischen Hochlandrindern sollen Pretty und Twain die Artenvielfalt fördern. Es ist ein weiteres Beweidungsprojekt des städtischen Landschaftspflegeverbands (LPV). Mittlerweile werden laut Geschäftsführer Nicolas Liebig rund 200 Hektar in Augsburg beweidet. Doch diesmal gibt es Kritik. Die acht Rinder würden auf der ökologisch sensiblen Fläche Schaden anrichten, kritisiert ein Stadtrat. Liebig weist die Anwürfe deutlich zurück. […] Stadtrat Roland Wegner (V-Partei) sieht die „ökologisch hochsensiblen Feuchtflächen“ durch die Beweidung gefährdet. Durch Trittbelastung, Bodenerosion und Nährstoffeintrag werde das Habitat empfindlicher Arten wie des Laubfrosches empfindlich gestört, so Wegner. Zudem, kritisiert der Stadtrat, würden schützenswerte Schilf-Pflanzen in Mitleidenschaft gezogen. LPV-Geschäftsführer Liebig kennt diese Kritik. Er sagt, zahlreiche Studien bewiesen, dass extensive Rinderbeweidung die Artenvielfalt befördere. „Laubfrösche und Rinder sind Brüder im Geiste“, sagt Liebig. Natürlich fräßen die Rinder Schilf am Ufer, doch davon profitierten lichtliebende Tierarten. Neben der Förderung der Artenvielfalt hebt Liebig den therapeutischen Aspekt im Klinikumfeld hervor. Von dem geplanten Neubau der Uniklinik wären die Ausgleichsflächen im Gegensatz zum Klinikpark nicht betroffen.“
In einem Leserbrief dazu, erschienen in der gestrigen Ausgabe der AZ (12.6.2025), kann man lesen:
„Mit dem Begriff „Adelige Rinder“ wird versucht, einem ökologischen Schildbürgerstreich einen romantischen Anstrich zu verpassen. Doch wer genauer hinsieht, erkennt schnell: Die Argumentation für „noch mehr Rindviecher in Augsburg“ ist nicht nur fadenscheinig – sie ist widersprüchlich und in ihrer Konsequenz ein Armutszeugnis für eine Stadt, die sich gern als grün vermarktet. Fünf Hektar Naturfläche, die eigentlich als geschützte Ausgleichsfläche für die Versiegelung des Universitätscampus dient, werden nun für die Fleischproduktion genutzt – umrahmt von einem Elektrozaun, der damit heimische Wildtiere wie Rehe ausschließt und ihnen so den Lebensraum stiehlt. Das ist kein Naturschutz, das ist seine Umkehrung unter dem Deckmantel der angeblichen Artenvielfalt. […]“
Zu bemerken ist, dass eine selektive Beweidung der sich gerade entwickelnden naturschutzrechtlichen Ausgleichflächen im Vergleich zu einer turnusmäßigen Mahd mittels Mähgerätschaften per Saldo der gewünschten Artenvielfalt nützt. Allerdings ist dazu die Kombination mit dem alteingesessenen Klinikpark und seiner üppig vorhandenen Fauna und Flora, welche als notwendige „Biotopbrücke“ fungiert, erforderlich. Wie unsere Naturschutzallianz Augsburg in Erfahrung bringen konnte, war vom LVP geplant, die Beweidungsflächen in den Park auszudehnen. Dieses Ansinnen wurde von der Uniklinik aber abgelehnt, weil man eine damit verbundene ökologische Aufwertung des Klinikparks befürchtete, verbunden mit einem weiteren Argument gegen den Bauplatz West für den geplanten Neubau der Uniklinik, der bekanntermaßen die Vernichtung des Parks bedeuten würde.